SIND SCHNULLER SCHLECHT FÜR DIE ZÄHNE?

KENNT IHR DAS?

Werdet Ihr auch oft außerhalb Eures Arbeitsumfeldes mit Fragen gelöchert? „Du bist doch Anwalt, kannst Du mal kurz meine Mietvertrag anschauen?“ „Was, Du arbeitest bei VW? Ich würd mir gern ein neues Auto kaufen, kannst Du da was machen?“ Solche Situationen sind glaube ich jedem bekannt.

Ich bin ja nicht nur Zahnärztin sondern auch noch Mama von zwei tollen Jungs. Somit hab ich natürlich auch mit vielen anderen Mamas Kontakt und nicht selten kommt dann (nachdem man über meinen Beruf geschimpft hat 😉 ) die Frage: „Duuuu, mein Kind ist jetzt 3 1/2 Jahre alt und hat immer noch nen Schnuller. Was soll ich denn machen? Ist das arg schlimm?“

AUF ENGLISCH HEISST SCHNULLER PACIFIER!

And I think that`s beautiful 🙂 Ne, mal im Ernst, was beschreibt dieses Ding besser als das Wort Pacifier? Sobald ein völlig überdrehtes, müdes Kind einen Schnuller in den Mund bekommt wird es augenblicklich ruhig und zufrieden. Ich war selbst immer sehr überrascht, was dieser Schnuller aus meinen temperamentvollenJungs machen konnte. Mittlerweile sind die zwei aus dem Schnulleralter raus, und dass ist auch gut so. Wir haben das aber nur gemacht, weil es für uns stressfrei und ohne Theater möglich war. Hätten sich die Kinder ohne ihren Schnuller nicht beruhigen lassen, hätte ich diesen bestimmt nicht weggesperrt.

DIE STUDIENLAGE

Dass ein Schnuller oder auch ein anders Habit (Daumenlutschen, Lippen-, Wangenbeißen) die Entwicklung der Kiefer und der Zähne beeinflusst, steht ausser Frage und kann auch an Hand vieler Studien belegt werden. Die Frage ist, ob man durch das Design des Schnullers zumindest in irgend einer Form nicht ganz so negativen Einfluss auf die Veränderungen nehmen kann.

Eine Studie aus dem Jahr 2017 hat untersucht, ob das Design des Schnullers (bezogen auf den Schnullerhals) Einfluss auf die Okklusion (das Zusammenbeißen) der Zähne im Milchgebiss hat. https://www.researchgate.net/publication/316465202_Auswirkungen_eines_Schnullers_mit_besonders_dunnem_Saugerhals_auf_die_Okklusion_im_Milchgebiss_-_Ergebnisse_einer_randomisierten_klinischen_Studie

Zusammengefasst konnte hier gezeigt werden, dass es sehr wohl Sinn macht, die Schnuller dem Alter entsprechend anzupassen. Bei den meisten Schnullern steht ja immer eine Altersangabe drauf, also vielleicht beim Kauf einfach darauf achten. Wichtiger scheint jedoch zu sein, dass man einen Schnuller mit möglichst dünnem Saugerhals verwendet. Je dünner, desto besser. Die Schnullies der neueren Generation sind meistens eh angelehnt an eine kieferorthopädische Empfehlung designt, so dass man sich bei der Wahl des Schnullers leichter tut.

Mein kleiner Sohn hatte einen Schnuller bis er drei Jahre alt war. Die Entwicklung seines Gebisses hat selbst mich als Zahnärztin irgendwie beeindruckt. Bis vor einem halbem Jahr konnte er mit seinen Zähnchen nicht von einer Semmel abbeissen (sogenannter offener Biss, verursacht durch den Schnuller). Jetzt, knapp 6 Monate später sind die Zähne fast regelrecht eingestellt, von einem offenen Biss ist der kleine Mann weit entfernt.

ABER WARUM ERZÄHLE ICH EUCH DAS ALLES?

Naja, wie oben schon erwähnt, ich werde oft von Bekannten und deren Bekannten nach Rat gefragt, weil das mein Beruf eben so hergibt. Ich möchte allen Mamis und Papis da draussen ein bisschen die Angst vor dem „Schnullermonster“ nehmen, denn wenn ich eines weiss, dann, wie toll ein Schnuller wirken kann. Und wenn Euer Kind ein bisschen länger den Schnuller braucht, dann ist das eben so. Der menschliche und gerade der kindliche Körper ist ein kleines Wunder und die Anpassungsfähigkeit in so jungen Jahren ist enorm! Bis man mit Sicherheit sagen kann, dass der Schnuller dem Gebiss Eures Kindes schadet, könnt Ihr noch einige ruhigere Nächte verbringen. Und irgendwann wollen die kleinen den Schnuller dann von selbst nicht mehr. Klappt ja mit der Windel auch irgendwann.

Bis ganz bald!

Eure Dr. M aus Augsburg.

P.S. Kleiner Tipp: Wenn das Kind schläft, den Schnuller einfach rausziehen. Meistens schlafen die Kinder so fest, dass sie davon nicht aufwachen. So verkürzt Ihr die Schnullerzeit und erleichtert das Abgewöhnen.


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